Wilde Nachbarn

Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin, zieht es mich oft in unsere Wälder oder stille Täler. Doch in diesem Frühling habe ich mir bewusst etwas anderes vorgenommen: Ich wollte sehen, was passiert, wenn ich meine Komfortzone verlasse – nicht in die Ferne, sondern mitten in die Stadt.

Mein Ziel: der Stadtpark. Ein Ort, an dem Menschen spazieren gehen, Kinder spielen, Jogger ihre Runden drehen – und an dem ich in den folgenden Wochen mehr Natur erleben sollte, als ich je erwartet hätte.

Fotografieren heißt auch: Anders hinsehen

Schon am ersten Morgen war ich überrascht: Ein Graureiher stand reglos am Ufer eines kleinen Sees, nur ein paar Meter entfernt von einer Parkbank. Ein Blesshuhn zankte sich lautstark mit einem Artgenossen. Und über mir flötete eine Mönchsgrasmücke ihr Frühlingslied. Was für viele nur „die üblichen Stadtvögel“ sind, wurde für mich zu spannenden Fotomotiven – sobald ich begann, genauer hinzusehen. Mir wurde wieder einmal klar: Man sieht nur, was man kennt – oder wofür man sich Zeit nimmt. Wer einfach nur vorbeigeht, übersieht das kleine Schauspiel, das sich jeden Morgen zwischen den Sträuchern und am Wasser abspielt.

Mit der Kamera im Stadtpark unterwegs zu sein, ist eine besondere Herausforderung. Die Tiere sind oft näher – aber auch das Umfeld ist urbaner, aufgeräumter, weniger "wild". Ich habe versucht, genau das als kreative Chance zu begreifen. Ich experimentierte mit Gegenlichtaufnahmen, spiegelnden Wasserflächen und Langzeitbelichtungen. Besonders spannend war es, mit Bewegungsunschärfe zu arbeiten: ein Nutria, das durchs Bild gleitet – plötzlich wirkt die Szene fast malerisch. Manchmal genügt ein kleiner Perspektivwechsel, um aus dem Gewöhnlichen etwas Besonderes zu machen.

Ich hatte in diesen Wochen keine spektakulären Sichtungen. Kein Eisvogel, kein seltenes Wildtier. Und trotzdem waren diese abendlichen Streifzüge nach Feierabend unglaublich bereichernd. Weil ich nicht nur Fotos gesammelt habe – sondern Momente. Momente der Stille. Der Konzentration. Der Neugier. Das ist für mich die wahre Stärke der Naturfotografie: Sie zwingt uns, langsamer zu werden. Sie bringt uns raus. Und sie zeigt uns, dass es direkt vor unserer Haustür viel zu entdecken gibt – wenn wir bereit sind, hinzusehen.

Die Erfahrungen aus dem Stadtpark haben mich auch in meiner Arbeit als Workshop-Leiter inspiriert. Denn viele denken: „Für gute Naturfotos muss ich weit weg fahren.“ Aber das stimmt nicht.

Deshalb habe ich meinen Online-Fotowalk "Tierfotografie vor der Haustür" genau für Menschen entwickelt, die mit einfachen Mitteln spannende Bilder machen wollen – egal, ob im Park, im botanischen Garten oder auf der wilden Wiese am Stadtrand. Ich zeige dir dort, wie du die Natur in deinem Alltag mit anderen Augen sehen – und fotografieren – kannst. Entscheidend ist die Haltung: Neugier, Geduld und Freude am Beobachten.

👉 Hier findest du alle Infos zum Workshop, Beispiele aus den Teilnehmerprojekten und die Möglichkeit zur Anmeldung: Jetzt mehr erfahren

Ich würde mich freuen, dich dort zu sehen – vielleicht mit einem ganz neuen Blick auf die Natur vor deiner Tür.

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“Vogelfrei” Vol. 2